Zum Nachhören: Slackliner Mich Kemeter in "Feuer & Flamme"

Michael „Mich“ Kemeter (35) aus Tragöß/Steiermark ist gelernter Waffentechniker und kam durch das Schießen und die dabei erworbene Konzentrationsfähigkeit zum Slacklinen. Mit zahlreichen Weltrekorden auf der Waterline, der Slackline über Wasser, wurde er weltbekannt und steht damit im Guinness Buch der Rekorde. Am 5.September, dem Tag der Autonomie, spazierte er hoch über dem Silvius-Magnago-Platz vom Landhaus zum Palais Widmann. Mich Kemeter ist auch leidenschaftlicher Kletterer und Basejumper sowie Mental- und Regenerationscoach. Mit seiner Freundin Rosalie lebt er meist in seinem blauen Campingbus und manchmal in seinem Haus in St.Marein im Mürztal/Steiermark.

Da ist der erste Schritt, den Mich Kemeter auf seinem Gurtband macht, zwei Finger breit und bis zu hunderte Meter über Boden oder Wasser. Da ist der letzte Schritt. Und da ist der Spaziergang - wie er ihn nennt - dazwischen: „Der fühlt sich am Berg und in der Natur natürlich anders an als über dem Bozner Stadtzentrum: Da Autogeräusche, Menschengemurmel, Kameras, Musik, das Urbane auszublenden und über die Slackline zu spazieren, das ist schon eine Kunst für sich.“ Hunderte Meter über der Wasseroberfläche des Grünen Sees zu balancieren, über dem Yosemite Valley, zwischen den Mastspitzen zweier Segelboote vor Abu Dhabi oder auf einer Slackline von einem Heißluftballon zum anderen – das Slacklinen ist seine Form der Meditation: zu 90 Prozent gesichert, zu 10 Prozent ohne Sicherung. Manchmal dauert es Jahre, bis Mich eines seiner Abenteuer schafft, erzählt er: „Es kommt nicht darauf an, wie oft du hinfällst, sondern wie oft du wieder aufstehst.“ Das Ausschlaggebende im Bewältigen von Stress, glaubt er, seien die Ruhephasen zwischen den stressigen Zeiten: „Stress muss auch einmal ausgelebt werden und dann in Ruhe münden. Sonst wirst du kaputt.“ Als Regenerationscoach und Mentor hilft er Interessierten dabei, ihre ganz persönliche Art der Ruhe zu finden.

Mich Kemeter ist der perfekte Abenteurer und ein guter Gesprächspartner: feinfühlig im Zuhören, aber vor allem bemüht (und meist recht philosophisch) im Antworten. „Wir haben Zeit“, und dazu ein besänftigendes Zeichen mit der Hand, so erlebt man ihn oft. „Ich bin einer, der gerne mit wenig auskommt“, sagt er, und auch wie er das meint, hat er im Gespräch mit Sarah Bernardi erzählt...