Zum Nachhören: Der Freie - Kletterer Stefan Glowacz in "Feuer und Flamme"

Die Sommerferien waren die einzige wahre Zeit für ihn, als Stefan Glowacz noch in Garmisch zur Schule ging. „Ich habe nie verstanden, warum ich was lernen soll, das ich gar nicht lernen will“, erinnert er sich. „Als ich wusste, ich habe die Schule bestanden, habe ich nicht einmal mein Zeugnis abgeholt. Ich bin direkt für vier Wochen ins Oberreintal zum Klettern gefahren.“ Dann trat er seine Lehre als Werkzeugmacher an – seinen Eltern zuliebe, sagt er: „Das war für mich wie Einfahren in die Hölle. Es war heiß, dazu der Gestank nach Metall. Das einzig Gute dran war die Gleitzeit. Um vier Uhr nachmittags bin ich aus der Werkstatt geflüchtet und war dann bis zum Sonnenuntergang im Klettergarten.“

 Kaum konnte Stefan Glowacz gehen, nahmen ihn seine Eltern mit in die Berge rund um Garmisch. Seine Leidenschaft für das Klettern entflammte aber in den Dolomiten, erzählt er: „Wir sind direkt am Fuße der Drei Zinnen entlanggewandert und der Blick hinauf auf die Kletterer in der Wand hat mich nicht mehr los gelassen.“ In der darauffolgenden Nacht tat Stefan kein Auge zu, sondern beobachtete mit dem Fernglas von der Dreizinnenhütte aus die Kletterer beim nächtlichen Biwakieren. Seine Eltern schenkten ihm daraufhin einen Kletterkurs und innerhalb weniger Jahre kletterte sich Stefan an die Weltspitze im Wettkampfklettern. Damit gelang es ihm, sein Leben, seine Familie, sein Unternehmen „Red Chili“ und vor allem seine Expeditionen nach Südamerika, den Oman oder die Arktis zu finanzieren. 

 „Der schlimmste Moment für einen Abenteurer ist das Heimkommen“, weiß Stefan Glowacz, „darauf folgt die große Leere.“ Klar sei er mit den Jahren etwas ruhiger geworden, sagt er, aber nur die anhaltende Leidenschaft für das Klettern und die Freude an einem selbstbestimmten Leben würden ihn - neben seiner Familie – zu einem glücklichen Menschen machen. Dass Glowacz zudem mit seinem Unternehmen seit zwanzig Jahren erfolgreich Kletterschuhe und –mode entwickelt, herstellt und vertreibt, macht ihn zu einem glaubhaften und gefragten Vortragsredner. „Die wichtigen Manager, die da vor mir sitzen, zu inspirieren, nicht zu motivieren, ist mein Auftrag in solchen Vorträgen,“ erklärt der drahtige Garmischer, „ motivieren können wir uns alle nur selbst. Nur wer besessen ist von seinen Zielen, zählt irgendwann zu den Besten. Ein bisschen Leidenschaft reicht nicht – du musst besessen sein.“ 

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