Priester Don Mario Gretter zu Gast bei Feuer und Flamme
Es schmeckt nach Weihrauch und Kardamom wenn Don Mario Gretter von seinen Studienjahren in der ägyptischen Hauptstadt Kairo erzählt. „Ich kam in der Nacht in Kairo an, und spürte sofort: diese Stadt schläft nie“, erzählt er. Chaotisches, buntes Leben rund um die Uhr, sechsspurige Straßen die nur im Zickzack und laufend zu überqueren sind. Islamistik und Arabisch hat Gretter studiert in Kairo, noch heute schwärmt er von dieser Zeit.
In Ägypten hat er alle Facetten des Islam kennengelernt. Die Religion und die Menschen die diesen Glauben praktizieren. Angst verschwindet wenn es Begegnung gibt, auch das weiß er seit seinem Kairo-Aufenthalt.
Don Mario Gretter spürt dass Moslems bei uns in Südtirol derzeit nicht sehr wohlwollend behandelt werden. Zu groß ist bei vielen von uns die Angst vor dem Islam, zu nah ist der Terror der IS im Nahen Osten. Gretter versteht die Vorbehalte, sagt aber: Angst haben auch die Moslems die in Südtirol leben. Sie wehren sich zu Recht gegen den Verdacht, sie seien alle IS-Anhänger, nur weil sie die gleiche Religion praktizieren.
„Lernt euch kennen, redet miteinander“, empfiehlt der Priester. Wer Muslime persönlich kennenlernt, baut Vorurteile meist sehr schnell ab.
Mit seinen 43 Jahren ist Don Mario Gretter einer der jungen Priester in Südtirol, er leitet drei italienische Pfarreien in Bozen; Bozner Dom, Bozner Boden und Rentsch. Den Nachwuchsmangel in der Kirche empfindet Gretter als Chance für die Kirche, als „Gnade des Himmels“, sagt er. Denn er zwinge uns, Kirche von unten zu erneuern, alle mitarbeiten und mitbauen zu lassen die das wünschen.
Don Mario Gretter ist in Meran aufgewachsen, bei seinem italienischsprachigen Vater, und seiner aus Welschnofen stammenden deutschen Mutter. Nicht zu vergessen die italienische Großmutter, die bei der Familie wohnte. Noch heute hüpft Gretter geschmeidig von einer Welt, von einer Sprache in die andere.
Zu Weihnachten hatte die italienische Nonna immer eine besondere Aufgabe. Der Vater ging mit den Kindern spazieren, die Nonna schmückte mit der Mutter den Baum und legte die Geschenke darunter. Sobald die Kinder zurück waren, ging lautstark der Wecker der Nonna los, und lenkte Gretter und seine Geschwister ab. Die Oma schloss derweil die Tür zum Wohnzimmer auf und rief: „Gesu Bambino ist da“.
Weihnachten genießen, wie früher, das wünschen wir uns alle. Don Mario Gretter rät uns, jetzt im Advent jeden Tag ein paar Minuten bewusst abzuschalten, er nennt es „Kaffeepause mit Gott“.
Am Sonntag macht er Kaffeepause mit uns, beim Radiofrühstück Feuer und Flamme auf Südtirol 1, und gewährt uns sehr persönliche Einblicke in sein Leben als Priester und als Islamfachmann.