G’sundes Südtirol: Trend Waldbaden
Sich ganz bewusst im Wald aufzuhalten, wirkt wie Medizin auf Körper und Geist, erklärt unser Radiodoktor Christian Thuile.
Im Wald, unter einem Baum, auf weichem Moos, auf einer Lichtung, können wir unglaublich viel Kraft schöpfen und den Alltag hinter uns lassen. Und man möchte annehmen, dass wir, die wir mitten in Wäldern leben, das so genannte Waldbaden erfunden haben. Dieser Trend kommt aber aus Japan und ist dort bereits seit den 1980er-Jahren in der Gesundheitsvorsorge anerkannt. Die japanische Bezeichnung dafür lautet „Shinrin Yoku“ und bedeutet so viel wie „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen.
Die Grundlage des Waldbadens ist die Langsamkeit, die Stille, die Entschleunigung, das Aussteigen aus dem Alltagsstress, die Entspannung durch die Schärfung unserer Sinne, durch Schauen, Fühlen, Hören, Riechen und auch Schmecken. Dabei wird vor allem das Stresshormon Cortisol heruntergefahren und wir kommen zur inneren Ruhe und das verbessert die allgemeine Stimmungslage, die psychische und körperliche Belastbarkeit, die Regenerationsfähigkeit und unser Immunsystem ist besser gegen Viren und Bakterien gewappnet.
Im Grunde kann Waldbaden jeder durchführen, auch ohne Anleitung, ein fixer Ablauf ist dabei gar nicht wichtig. Mindestens 2 Stunden Zeit sollten wir dafür einplanen, aber auch nicht mehr als 6-7 Stunden. Dass wir währenddessen unser Handy und andere störende Geräte aus- oder zumindest auf lautlos-stellen, erübrigt sich zu erwähnen. Es beginnt mit einem einfachen Waldspaziergang, zwischen 1,5 und 5 km. Und am ganz persönlichen Wohlfühlplatz, der so unterschiedlich ausfällt, wie wir eben alle sind, werden dann Meditations-, Turn- und/oder Atem-Übungen gemacht, immer auch abhängig vom Alter und dem eigenen allgemeinen Gesundheitszustand. Unter Anleitung von ausgebildeten Waldbademeistern können wir das Erlebnis intensiver und interessanter gestalten.
Das bewusste, tiefe Ein- und Ausatmen der frischen, sauberen, gut duftenden Waldluft tut dem Atemsystem schon sehr gut, hilft uns Sauerstoff besser aufzunehmen und das kommt allen voran unserem Gehirn zugute, aber auch dem ganzen restlichen Körper. Eine einfache Achtsamkeitsübung wäre, dass man sich einen Wohlführort aussucht und sich dort hinsetzt oder -legt und einfach alle Fünfe gerade sein lässt. Anfangs kreisen die Gedanken noch, aber bald kommt man an und es gelingt in die Geräusche, Farben und Düfte zu versinken, man spürt die Beschaffenheit des Bodens und das tut unserem Gemüt wunderbar gut, stärkt unser Bewusstsein und ist eine sehr angenehme Ablenkung vom Alltag.
In unserer Gesundheitspraxis bekommen Sie Infos und Tipps vom bekannten Südtiroler Komplementärmediziner, Ernährungsexperten und Bestsellerautor: Dr. med. univ. Christian Thuile. Ihre Fragen zum aktuellen Thema können Sie uns auch mailen.