G’sundes Südtirol: Behauptungen über Kälte

Beim Thema Kälte können wir natürlich alle mitreden und dazu halten sich auch hartnäckig verschiedene Mythen und Behauptungen, erklärt unser Radio-Dr. Christian Thuile, einige treffen zu, andere weniger.  

Behauptung 1: Kälte macht krank.
Trifft nicht zu, die Kälte selbst macht uns nicht krank. Allerdings steigt bei Kälte, ohne die entsprechend warme Bekleidung oder auch wenn jemand selbst im Winter mit nassen Haaren draußen unterwegs ist, deutlich das Risiko zu erkranken. Kühlen wir aus, bereiten wir den Weg für krankmachende Viren und Bakterien. Wesentlich für die Abwehr zuständig sind unsere Schleimhäute vor allem in Mund und Nase und diese brauchen eine gute Durchblutung, um genügend Abwehrkörper bilden und einen guten Job machen zu können. Haben wir zu kalt ziehen sich unsere Blutgefäße zurück, die Schleimhäute werden weniger gut durchblutet und unsere erste Abwehrreihe bricht zusammen. Man möchte meinen, dass beispielsweise Jogger gerade jetzt im Winter ihre Gesundheit riskieren, tun sie aber nicht, wenn sie regelmäßig an der frischen Luft laufen und gut an Temperaturwechsel angepasst sind.  

Behauptung 2: Frauen frieren schneller als Männer.
Trifft zu und liegt an der unterschiedlichen Verteilung von Muskel- und Fettmasse. Männer haben allgemein an der Körperoberfläche mehr Muskelmasse und damit einen besseren Schutz vor Kälte. Körperfett ist ebenfalls eine gute Isolierung gegen Kälte, daher frieren schlanke Menschen auch schneller. Zu wenig Fett bedeutet schnelleres Auskühlen, schneller kalte Füße und Hände und damit eine größere Neigung zur Verkühlung.

Behauptung 3: Naturfasern wie Baumwolle sind das Beste bei Kälte.
Trifft teilweise zu. Baumwolle ist eine tolle Naturfaser, aber beispielsweise bei Sport im Winter, besonders im Freien, nicht die erste Wahl. Dafür eignet sich atmungsaktive Funktionswäsche besser, denn im Gegensatz zu Baumwollkleidung saugt sich diese nicht mit Feuchtigkeit voll, sondern bietet eine gute Feuchtigkeits- und Temperaturregulierung. Anderes ist es bei Wolle, die uns kuschelig warmhält, da die Feuchtigkeit, die sich durch das Schwitzen bildet, zunächst in den Fasern bleibt und nicht auf der Haut zu spüren ist. Die feinen Wollfasern wirken isolierend, halten viel Luft im Garn, wodurch die Körpertemperatur erhalten bleibt.

Behauptung 4: Im Winter brauchen wir extra Vitamine.
Diese Meinung hält sich hartnäckig, trifft aber nur teilweise zu. Durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung nehmen wir grundsätzlich auch im Winter alles auf, um gesund zu bleiben, Vitamine wahllos einzunehmen ist nicht zielführend. Vitamin D, Zink und Selen unterstützen unsere Abwehr, es spricht also nichts gegen eine Auffrischungskur über 2-3 Woche im Spätherbst-Anfang Winter, eine Einnahme den ganzen Winter hindurch ist aber nicht notwendig. Dass Vitamin C uns gut vor Erkältungen schützen kann, trifft nicht zu, sehr wohl hilft es aber die Erkältungsdauer zu verkürzen. Genauso Zink und Vitamin D, die ebenfalls bei Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen, Hals- und Muskelschmerzen verkürzend wirken können.

Behauptung 5: Alkohol wärmt von Innen auf.
Diese Behauptung stimmt zwar, allerdings nur kurz. Im ersten Moment wärmt uns Alkohol auf, aber dadurch erweitern sich die Blutgefäße an der Hautoberfläche und wir kühlen relativ schnell innerlich aus. Ein heißer Tee wärmt besser oder ein Apfelsaft mit Wasser verdünnt und warm gemacht, damit nehmen wir auch noch energetisch wertvolle Inhaltstoffe auf. Und perfekt zum Aufwärmen ist eine heiße Suppe, die uns lange warmhält.


In unserer Gesundheitspraxis bekommen Sie Infos und Tipps vom bekannten Südtiroler Komplementärmediziner, Ernährungsexperten und Bestsellerautor: Dr. med. univ. Christian Thuile. Ihre Fragen zum aktuellen Thema können Sie uns auch mailen.