Backstage: Waira

Camilla Cristofoletti alias Waira aus Salurn hat Südtirols Musikszene 2016 im Sturm erobert. „Es ging alles sehr schnell, vielleicht sogar zu schnell“, sagt sie rückblickend. Daraufhin zog sie sich einige Jahre musikalisch fast völlig zurück. Nun ist Waira wieder da – mit dem wunderschönen Indie-Pop-Song „Jolene.“

Dass Kreative mitunter ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Kunst haben, ist nichts Ungewöhnliches. Bei Waira ist dieses Phänomen besonders ausgeprägt: „Mal liebe ich die Musik, mal hasse ich sie, weil sie mich unsicher und zerbrechlich macht.“ Anfang 2016 stellte Waira als damals 19-Jährige ihre erste Single „Don’t cry“, eine verträumte Nummer mit Gesang und Gitarre, vor.

Musik zu machen, hatte sie erst ein Jahr zuvor begonnen. Dass „Don’t cry“ derart erfolgreich war, kam für die junge Künstlerin völlig unerwartet. Eine EP im selben Jahr folgte, ebenso zahlreiche Auftritte in Südtirol und darüber hinaus, ja sogar ein London-Gig war dabei. „Ab 2018 merkte ich dann, dass mir das alles zu viel wurde. Ich hatte vor meinen Konzerten plötzlich Angst und wollte nicht mehr auf die Bühne. Dazu kamen gesundheitliche Probleme und eine kreative Sackgasse“, erzählt sie. „Daraufhin legte ich das Musikmachen auf Eis.“Zur Freude ihrer Fans sollte es nur ein Abschied auf Zeit werden. „Nach einem weiteren persönlichen Tiefschlag habe ich wieder zur Musik gefunden.“ Waira baute ein Team mit befreundeten Produzenten und Filmschaffenden um sich herum auf, um es mit der Musik noch einmal und vor allem anders zu versuchen. Das Ergebnis ist die Single „Jolene“, die sie nach einer gescheiterten Beziehung geschrieben hat. Titelgebend für den Song ist ein Zitronenbäumchen, das sie und ihr damaliger Partner „Jolene“ (nach dem Klassiker von Ray Lamontagne) tauften. „Nach der Beziehung meldete sich der ehemalige Partner, um nach dem Namen des Bäumchens zu fragen, da er ihm nicht mehr einfiel. Auf diese Weise wurde es zum Sinnbild für die gescheiterte Beziehung“, sagt Waira. Der Song lebt von der Melancholie in der Stimme und in den Zeilen der Sängerin. Und von Wairas Echtheit. Musikalisch begleitet wird sie nicht mehr nur von einer Akustik-Gitarre, sondern einer kompletten Band-Instrumentierung, die die Grundstimmung des Songs unterstützt, ohne vom Wesentlichen abzulenken.Jeden Freitag und Samstag im Hitcountdown auf „Südtirol 1“ und immer freitags im „Dolomiten Magazin“.