Zum Nachhören: Biostatistiker Markus Falk im Interview

Markus Falk, Jahrgang 1967, hat unheimlich viel Spaß an der Mathematik und hat sie deshalb zu seinem Beruf gemacht. Als Biostatistiker rechnet er nicht für irgendwelche Regierungen oder die Pharmaindustrie, sondern ist in der Grundlagenforschung tätig, unterrichtet u.a. an der Claudiana in Bozen und genießt das Tun-und-lassen-Können, was er will. Er hat vier Kinder bzw.Stiefkinder, zwei Enkel und pendelt ca. im Zwei-Wochen-Rhythmus zwischen Bruneck und Wien, wo seine Frau lebt.

Vier Stunden recherchieren und rechnen, vier Stunden schlafen. Dann das Ganze von vorn. Diesen Rhythmus hatte sich Markus Falk bei Corona-Ausbruch angewöhnt, stieß damit aber bald an seine körperlichen Grenzen. An die Anfänge in Europa im Februar 2020 erinnere er sich überhaupt sehr gut, erzählt er: „Als ich sah, es gibt die ersten Fälle in Italien und mir klar wurde, das kommt richtig dick, aber keiner hörte, was ich da errechnet habe mit meinen Modellen - das war fürchterlich für mich. Vielleicht bin ich deshalb anfangs auch so aggressiv aufgetreten. Weil ich nicht verstanden habe, dass da diese Riesenwelle kommt und keiner sie sieht.“ Dieses „Verschlafen“ will er aber keinem zum Vorwurf machen. Man wusste es einfach nicht besser.

Vorwürfe mag er also nicht, genauso wenig wie die einfachen Antworten, um die er immer gebeten wird. Die Sachverhalte in seinem Bereich seien nun einmal kompliziert, erklärt er: „Darin liegt die Kunst: Wie kann ich etwas herunterbrechen, ohne es zu stark zu trivialisieren, dass es eigentlich falsch wird, was ich da sage.“ Inzwischen habe er sich seine Position „erschwommen“, sagt er, und er spüre, die Menschen würden ihm inzwischen ein bestimmtes Vertrauen entgegenbringen. Das sei wichtig für die Vermittlung dessen, was uns erwartet.

Zurückrechnen kann Markus Falk genauso wie vorausrechnen, und im Gespräch über Corona landen wir mit ihm im Jahr 2015. Oder überhaupt im Jahr 1889. Welch spannende Thesen es dazu neuerdings gibt und vor allem welche Entwicklung uns im Herbst erwartet, hat uns der Brunecker Mathematiker am Sonntag auch in „Feuer und Flamme“ erzählt...

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