Frühstücken mit dem Entscheidungs-Profi: Star-Schiedsrichter Urs Meier in Feuer&Flamme

883 Spiele hat Urs Meier in seiner Karriere als Fußballschiedsrichter gepfiffen. Keines davon fehlerfrei, wie er selber sagt: „Fehler unterlaufen dir, vor allem, wenn du den Druck, der auf dir lastet, zu sehr zulässt. Den darfst du nicht annehmen. Jeder ist fehlbar, auch ein Schiedsrichter, dir dürfen nur keine spielentscheidenden Fehler unterlaufen.“ Das zumindest hat der langjährige Schweizer Fifa- und Uefa-Schiedsrichter geschafft.

 

Im Europameisterschafts-Viertelfinale 2004 annullierte Urs Meier den Engländern gegen Portugal ein Tor in der 89.Minute, England schied aus im Elfmeterschießen. „Am nächsten Morgen habe ich meinen PC hochgefahren und hatte 16.000 E-Mails im Postfach – die meisten davon Morddrohungen“, erinnert er sich, „und Zeitungen gab es keine, die hatte die Uefa vor mir versteckt.“ Vier Tage in Folge war Meier auf der Titelseite der britischen Tageszeitung „Sun“. „Das haben nicht viele geschafft“, sagt er heute lachend über diese Zeit. Der Uefa wirft er bis heute vor, dass sie ihn der Öffentlichkeit nie verteidigt habe, obwohl seine Entscheidung absolut richtig war.

 

Als Bub träumte Urs Meier davon, ins San Siro-Stadion von Mailand einzulaufen vor 60.000 tobenden Zuschauern. „Mit 14 habe ich dann verstanden, dass mein Talent niemals ausreicht dafür. Dann wollte ich es als Schiedsrichter schaffen“, erzählt er. 1991 pfiff er sein erstes internationales Spiel als Linienrichter dort: „Wie ich da hinter diesem Polizeipräsidenten an der Eckfahne hochgegangen bin, das war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Gänsehaupt pur.“

 

Mit den „Diven“ auf dem Fußballplatz hat er nie gehadert, sagt er: „Im Gegenteil, die machen den Fußball aus. Genau die Herausforderung, diese Kerle so anzupacken, dass sie gut spielen, keine Blödsinne machen und am Ende alle zufrieden sind bis hin zu den Zuschauern – das ist für mich das Schönste an diesem Beruf.“ Am meisten Bewunderung empfindet Urs Meier bis heute für Frankreichs Zinedine Zidane: „Klar hatte der seine Fehler – aber auch unbestritten eine ganz besondere Aura.“

 

Fehler bringen uns am meisten weiter im Leben, ist Urs Meier überzeugt – wenn wir lernen daraus. Was er in zwei gescheiterten Beziehungen falsch gemacht hat, versucht er heute anders anzugehen. Mit 54 Jahren ist er noch einmal Vater geworden. Warum seine Tochter in einem Zelt zur Welt gekommen ist, und womit er in seiner Schiedsrichterkarriere schon bestochen worden ist – das und vieles mehr erzählt der Schweizer Star-Schiedsrichter am Sonntag, den 30.8.2015 von 10-12 Uhr in „Feuer und Flamme“ auf Südtirol1 zu Gast bei Sarah Bernardi.

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