Der Augenzwinkernde – Journalist und Dokumentarfilmer Gustav Hofer in „Feuer und Flamme“

„Italy: Love it, or Leave it“. In diesem dokumentarischen Roadmovie tingelt Gustav Hofer mit seinem Lebensgefährten Luca Ragazzi im alten roten Fiat Cinquecento quer durch Italien auf der Suche nach Argumenten, die den beiden die Entscheidung erleichtern sollen, in diesem vertrackten Land zu bleiben, oder doch lieber auszuwandern wie zahlreiche Freunde. Warum bleiben die beiden am Ende? „Um weiter über das Gehen nachdenken zu können“, lacht Gustav - und meint es wohl trotzdem ernst. 

Gustav Hofer ist in Sarnthein mit Blick auf die Sarner Scharte und Schloss Reinegg aufgewachsen, und im ständigen Warten auf den Sarner Kirchtag einmal im Jahr. „Ich war bei der Jungschar und den Ministranten, die Nachmittage im Winter beim Skifahren in Reinswald, die heiße Schokolade und der Apfelstrudel im Hotel Panorama danach waren für mich das Höchste der Gefühle!“, erinnert er sich, und weiß, dass er zum Romantisieren neigt, wenn er an Südtirol denkt. Die Weihnachtsfeiertage hat er auch in diesem Jahr wieder sehr bewusst und gerne in seiner alten Heimat verbracht. Den zweiten Teil seiner Kindheit dann erlebte Gustav in einer zweiten, recht entlegenen Ecke Südtirols – in Luttach, im Ahrntal.

Nach der Matura packte Gustav Hofer einen weißen Opel Astra voller Kisten und tauchte ab nach Wien. „Am ersten Studientag dort bin ich gleich ins Erasmus-Büro, um mich für ein Auslandssemester zu bewerben – die haben mich als Studienanfänger dann noch zwei Jahre zittern lassen“, sagt er – und wählte London als nächstes Ziel. 

Sein erstes Praktikum führte Gustav nach München zu Pro7 („Schande“, lacht er heute), und ein Auftrag führte ihn dann nach Rom – eine Stadt, in die er sich auf Anhieb verliebte. Im Jahr 1999 zog er für seine Diplomarbeit dorthin, und lebt und arbeitet dort bis heute. Im Foyer des Teatro Argentina lernte er dort ein Jahr drauf den Journalisten Luca Ragazzi kennen. Drei Tage darauf zogen die beiden zusammen. Der erste gemeinsame Film der beiden aus dem Jahre 2008 beschäftigt sich mit dem Thema Schwulsein in Italien und den fehlenden Rechten schwuler Paare. „Nicht einzelne Diskriminierungen oder verletzende Äußerungen sind das Problem – sondern das diskriminierende System“, erklärt er. Wie er das meint, und wie er in seinem neuen Film das Thema Europa angehen möchte – das und vieles mehr erzählt der Filmemacher und Journalist Gustav Hofer am Sonntag in „Feuer und Flamme“ auf Südtirol1.

Steckbrief:

Gustav Hofer

geboren am 9.Mai 1976 in Sarnthein, aufgewachsen in Sarnthein und Luttach; lebt seit 15 Jahren mit seinem Freund, dem Journalisten Luca Ragazzi, in Rom


Studium

der Publizistik in Wien, anschließendes Filmstudium in London


Filme

„Improvvisamente l´inverno scorso / Schwulsein auf Italienisch“ (2008); „Italy: Love it, or Leave it“ (2011); „What is Left!“ (2014)